Für die meisten Eltern hören sich diese beiden Begriffe ziemlich gleich an und kaum einer weiß, worin der eigentliche Unterschied besteht. Sowohl Schlaftraining als auch Schlafcoaching
verbinden viele automatisch mit Schreien Lassen, also wird es höchste Zeit, etwas Licht in das Thema zu bringen.
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SCHLAFTRAINING - WAS STECKT DAHINTER
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Beim Schlaftraining geht es hauptsächlich darum, dass ein Kind lernen soll, wie es selbstständig (ohne Hilfe) einschläft und durchschläft. Man nehme also eine Schlaflernmethode XY und ziehe es
konsequent bei einem Baby oder Kind durch und dann wird es schon das Schlafen lernen. Eltern glauben dabei oft, die Wahl nur zwischen den beiden klassischen Methoden zu haben:
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"Schreien Lassen" oder "Cry-it-out" nach Dr. Weissbluth (wird von Kinderärzten offiziell als Standardverfahren zur Behandlung verhaltensbedingter kindlicher Schlafstörungen empfohlen) - dabei sollen Eltern nicht reagieren, wenn das Kind
alleine weint, damit es das selbstständige Einschlafen lernen kann. Die Auswirkungen solcher Methoden auf die kindliche Psyche sind noch immer nicht ausreichend erforscht, jedoch lassen die
Ergebnisse jüngster Forschungen darauf schließen, dass es zu emotionalen Schäden sowie Bindungsstörungen bei Kindern führen kann, die sich negativ bis ins Erwachsenenalter auswirken.
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"Kontrolliertes Schreien" nach Dr. Ferber (die Schlaflernmethode aus dem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen") - dabei soll das Kind ebenfalls alleine weinen gelassen werden,
jedoch dürfen Eltern nach immer länger werdenden Zeitabständen wieder reingehen und ihre Präsenz signalisieren. Es wird angenommen, dass das
Kind dadurch lernen würde, dass die Mama nicht ganz weg ist und deswegen einschlafen - auch wenn es als DIE ALTERNATIVE zum klassischen Schreien Lassen verkauft wird, sollte
man sich nicht täuschen lassen, denn es läuft am Ende auf das Gleiche hinaus.
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SCHLAFCOACHING - EINE ECHTE ALTERNATIVE ⠀
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Schlafcoaching ist dagegen viel mehr als das Aussuchen und striktes Befolgen einer bestimmten Schlaflernmethode. Es ist eher eine komplexe Veränderung der Denk- und Reaktionsweise, bei der Eltern
z.B. lernen, welche Beruhigungsmechanismen ein Baby hat und wie man diese liebevoll fördert; wie man den aktuellen Schlafbedarf genau bestimmt und diesem altersgerecht nachkommt, welche
alternative Einschlafhilfsmittel es gibt es und wie integriert man diese so, dass das Kind sie schnell und gerne annimmt. Damit das Zubettgehen sich jedoch nicht zu einem traumatischen Erlebnis
entwickelt, brauchen Kinder viel Vertrauen, sowohl in die Bezugsperson als auch in die Einschlafsituation an sich.
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Und so versuche ich es immer, wenn es geht und von Eltern gewünscht ist, so viele kleine Zwischenschritte einzubauen, damit Tränen auf ein absolutes Minimum reduziert werden können und die
Umstellung für die Eltern und das Kind möglichst stressarm verläuft. Sicherlich kann ich es nicht garantieren, dass es komplett ohne Weinen abläuft, aber ich verspreche Eltern, dass sie immer bei
Ihrem Kind bleiben und es auf diesem Weg liebevoll begleiten können.
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Wir als Eltern coachen unsere Kids durch ihre ganze Kindheit durch. Denken Sie einfach darüber nach: Um zu lernen, wie man mit einem Löffel umgeht, müssen wir dem Kind erst ein Mal zeigen, wie es
geht und uns dann geduldig zurückziehen, damit es eine Gelegenheit zum Üben bekommt. Und ja, es dauert am Anfang länger und klar würde es schneller gehen, wenn wir den Löffel selbst in
die Hand nehmen, aber so nehmen wir unseren Kindern immer wieder die Möglichkeit, ein Stück Selbstständigkeit zu erlangen. Unsere Aufgabe ist es, sie anzuleiten, ihnen dabei zur Seite zu stehen
und sie dazu zu ermutigen, weiterzumachen, auch wenn es nicht auf Anhieb klappt. Mit der Zeit klappt es aber schneller und immer besser, bis die Kinder es richtig beherrschen und dieses
Prinzip gilt genauso für das selbstständige Schlafen.
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Leider ist es je nach Situation nicht immer möglich, Tränen komplett zu umgehen - alleine schon, weil das Weinen der einzige Weg ist, wie Babys kommunizieren und ihre Bedürfnisse äußern
können. Aber es ist äußerst wichtig, dass Eltern ihr Baby nicht alleine mit dieser Situation lassen und somit ist das sogenannte "Begleitete Weinen" die einzige mir bekannte
Methode, bei der man auf die Bedürfnisse eines Babys eingeht und diese somit nicht im Widerspruch zu den Grundsätzen der bildungsorientierten Erziehung steht (engl. attachment
parenting). Das oberste Ziel von der bedürfnisorientierter Erziehungsweise ist es tatsächlich nicht, das Weinen um jeden Preis zu verhindern, sondern Kinder in allen Lebenssituationen
liebevoll zu begleiten, ihr Bedürfnis nach Nähe und Trost zu stillen und ihnen als liebende Bezugsperson zur Seite zu stehen.
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"Auch wenn es manchmal nicht so wirkt: Zwischen begleitetem Weinen und Alleine-Weinen liegen für ein Baby Welten!"
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Ein gut ausgebildeter Schlafcoach mit Erfahrung kann den Eltern einen Weg zeigen, wie sie es richtig
anstellen, damit das Kind die Umstellung schnell annimmt und das Weinen somit auf ein absolutes Minimum reduziert werden kann. Sicherlich gibt es auch Bücher, die uns eine
Schlaflernmethode versprechen, die ganz ohne Tränen funktionieren soll. Und so schön es auch klingen mag, so gibt es keine, die es einem 100%ig garantieren kann, zumindest nicht
innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes. Und noch eins ist sicher - es gibt keine Methode, die bei allen Kindern gleich gut funktioniert und man sollte bei der Entscheidung
Faktoren wie Alter, Temperament, äußere Umstände bzw. die Ausgangssituation sowie den Erziehungsstil der Eltern berücksichtigen, damit es am Ende zum gewünschten Erfolg führt.
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Vollständigkeitshalber muss man an der Stelle sagen, dass reines Schlaftraining nicht bei jedem
Kind automatisch dazu führt, dass es durchschläft. Auch wenn die Fähigkeit, ohne fremde Hilfe in den Schlaf zu finden, dafür obligatorisch ist - gibt es durchaus weitere Faktoren und
Rahmenbedingungen, die dafür stimmig sein müssen. Mit anderen Worten - auch ein "trainiertes" Kind bekommt Probleme mit dem Durchschlafen, wenn es nicht die seinem Alter entsprechende Menge
an Tagesschlaf (TABELLE) bekommt - um hier nur ein Beispiel dafür zu nennen.
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Deswegen versuchen wir in der Schlafberatung immer und überall, wo es geht, zunächst alle Möglichkeiten des sanften Schlafcoachings auszuschöpfen, und schauen dann gemeinsam, ob
ein Schlaftraining überhaupt noch notwendig ist. Eine Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass Eltern ausreichend Zeit, Geduld und vor allem Ressourcen haben, denn dieser Weg ist länger
und nicht alle Eltern haben noch genug Kraft und Ausdauer, wenn Sie verzweifelt und erschöpft in die
BABYSCHLAFSCHULE kommen.