Es mag im ersten Moment komisch klingen, aber Eltern wenden sich an die Babyschlafschule und berichten entweder: „Unser Kind kann tagsüber NUR im Kinderwagen schlafen“ oder aber, genau umgekehrt: „Unser Kind schläft absolut nicht im Kinderwagen ein.“ Da stellt sich die Frage, was hat es mit dem Schlaf in Bewegung auf sich und tut dieser unseren Kindern überhaupt gut?
Schlafen in Bewegung – Fluch oder Segen?
Die meisten Kinder unter 12 Monaten schlafen leicht unterwegs ein, zum Beispiel im Kinderwagen, im Auto oder in der Trage. Dementsprechend planen viele Eltern ihren Alltag in der Erwartung, dass das Baby eins oder auch mehrere Schläfchen am Tag „in Bewegung“ macht. Und für viele Eltern ist es ein Segen und vor Allem eine große Entlastung. Es wird jedoch behauptet, dass der Schlaf in Bewegung qualitativ „schlechter“ ist bzw. weniger Erholung bringt, als z.B. Schlaf im Bett oder Stubenwagen.
Zwei Hauptgründe, warum Schlaf in Bewegung nicht so optimal ist:
Besonderheiten des Vestibularapparates (Gleichgewichtsorgan)
Während des Schlafes in Bewegung sendet der vestibuläre Apparat ständig Signale an das Gehirn des Babys und informiert es über Veränderungen der Position des Körpers (Schütteln, Stöße, Anstiege, Abstiege, Bewegungen, Wendungen). Damit wird der erholsame Tiefschlaf durch einen weniger erholsamen Leichtschlaf ersetzt.
Ungeeignete Schlafbedingungen
Tatsächlich sind die Schlafbedingungen während eines Spazierganges alles andere als ideal. Tageslicht, zu niedrige oder zu hohe Temperaturen, Straßengeräusche - all diese Faktoren tragen zu einem eher unruhigen Schlaf bei. Damit sich das Baby richtig entspannen kann, ist es wichtig, für ihn optimale Schlafbedingungen zu schaffen. Aus diesem Grund empfehlen wir, das Baby ab einem Alter von 6 - 8 Wochen für die meisten Tagesschläfchen zu Hause in Ruhe hinzulegen.
Warum weigert sich das Baby jetzt plötzlich, unterwegs im Kinderwagen einzuschlafen?
Es kommt auch vor, das Babys von Geburt an gut während eines Spazierganges im Kinderwagen schliefen, aber dann plötzlich nicht mehr darin in den Schlaf kommen. Am häufigsten tritt eine solche Umstrukturierung bei Kindern ab 3 Monaten auf. Aber, wie kommt es dazu?
Hier einige Gründe, warum dein Kind unterwegs nicht schlafen möchte:
Änderungen in den Schlafmustern:
Babyschlaf unterscheidet sich anfangs erheblich von dem eines Erwachsenen. Bis zum dritten Lebensmonat hat sich die Schlafstruktur bei Kindern noch nicht entwickelt. Er gestaltet sich eher chaotisch. Verschiedene Phasen wechseln sich ohne ein bestimmtes System ab. Dabei handelt es sich bei mehr als 50% um den aktiven, oberflächlichen Leichtschlaf. Ab dem dritten Monat ändert sich die Struktur und wird dem eines Erwachsenen ähnlich. Ab dem 3 - 4. Monat lassen sich vorhersehbare Schlafzyklen von 40-50 Minuten beobachten, nach denen die Babys aufwachen und oft die Hilfe ihrer Eltern benötigen, um wieder einzuschlafen.
Schlafbedingungen
Mit der Veränderung der Schlafstruktur haben Babys automatisch höhere Anforderungen bezüglich der Schlafbedingungen, die dann während eines Spaziergangs oder im Auto nur schwer sichergestellt werden können. Für erholsamen, qualitativ hochwertigen Schlaf ist es wichtig, auf 3 Dinge zu achten - Dunkelheit, Stille, Temperatur.
Dunkelheit: Im dritten Monat beginnen Babys eigenes Melatonin - das „Schlafhormon“ - zu produzieren. Dementsprechend wird Dunkelheit ein wichtiger Faktor für guten Schlaf bei Tag und Nacht. Licht hemmt die Produktion des besagten Hormons. Unterwegs ist ausreichende Dunkelheit kaum zu gewährleisten. Das durch die Netzhaut des Babys eindringende Licht signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit ist wach und aktiv zu sein.
Stille: Schläft dein Baby zu Hause im Kinderbett, hört es trotzdem die sogenannten Alltagsgeräusche. Diese sollten es nicht weiter stören. Schlecht für die Schlafqualität sind Geräusche, die sich um 10 – 15 dB von der allgemeinen Hintergrundkulisse unterscheiden. Diese Geräusche können das Kind aus dem Tiefschlaf holen oder es sogar aufwecken. Zu Hause können diese Störlaute auch mit weißem Rauschen "übertönt" werden. Während eines Spaziergangs können wir die vielen Geräusche mit großen Lautstärkeunterschieden nicht verhindern.
Temperatur: In unseren Breitengraden erleben wir nicht oft Wetterverhältnisse mit einer Lufttemperatur, die für einen komfortablen und hochwertigen Schlaf geeignet wäre. Zu niedrige oder zu hohe Temperaturen können einer der Faktoren sein, die Babyschlaf beeinträchtigen.
Bequeme Schlafposition
Kinder haben mit zunehmendem Alter immer mehr Kontrolle über ihren Körper. Sie ändern ihre Position im Schlaf, drehen sich auf die Seite bzw. Bauch oder versuchen eine bequemere Position für Arme, Beine und Kopf zu finden. Im Kinderwagen jedoch gestaltet sich dies äußerst schwierig - Sicherheitsgurte, ein Umschlag oder viele Kleidungsstücke engen das Kind in seiner Bewegungsfreiheit ein. Besonders für Bauchschläfer kann es schwierig werden, in der Rückenposition in den Schlaf zu finden.
Manchmal fangen Kinder an, sich damit
schwerer zu tun, im Kinderwagen zu schlafen, wenn man sie im Frühjahr leichter einkleidet. Das Kind, das daran gewöhnt ist, in Overalls und einem Umschlag "gewickelt" zu schlafen, kann nicht mit
freien Händen einschlafen und findet dadurch nicht zur Ruhe.
Die Umgebung ist interessanter als Schlafen
Kinder interessieren sich zunehmend für die Welt um sie herum. Sie möchten alles beobachten, was gerade während eines Spaziergangs passiert, wo es doch so viel Neues zu entdecken gibt. Die visuellen Reize halten viele Babys vom Einschlafen ab.
Insgesamt kann man sagen, dass temperamentvolle und sensible Kinder ihre Schwierigkeiten damit haben bei Licht, Lärm und in Bewegung einzuschlafen. Alleine die Anwesenheit von einem oder mehreren Geschwisterkindern kann Grund genug dafür sein, dass ein Baby draußen nicht zur Ruhe findet.
Was tun, wenn das Baby partout nicht in einem Kinderwagen/Auto schlafen möchte?
In unserer schnelllebigen Zeit, in der man grundsätzlich viel zu tun hat, ist es manchmal nicht umgänglich, eins der Tagesschläfchen unterwegs einzurichten. Wenn sich von Zeit zu Zeit eine solche Situation ergibt, ist das in Ordnung. Schließlich ist jeder Schlaf besser als kein Schlaf, unabhängig von seiner Qualität. Wenn es also doch mal notwendig ist, dass dein Baby unterwegs schläft, sollte man folgendes versuchen:
Stelle sicher, dass dein Baby nicht zu müde/überreizt ist, weil es sonst lange dauern könnte bis es in den Schlaf findet. Denk an bequeme Kleidung zum Schlafen, mit der gewährleistet ist, dass dein Baby nicht friert und nicht überhitzt. Versuch es möglichst dunkel zu machen. Mit Markisen oder Verdunkelungsvorhängen im Auto oder eine dunkle Decke über den Kinderwagen lässt sich das Lichtproblem unterwegs manchmal ganz gut lösen.
Wenn dein Baby das so genannte „weiße
Rauschen“ mag, setzt es ein, um die Unterschiede in den Umgebungsgeräuschen etwas auszugleichen.